Heft 12 (2003)

KriegCover Heft 12 2003

Aus dem Inhalt

Interview

mit Georg Meggle: „‚Terrorismus‘ ist ein Kampfbegriff“

Haupttext

Ulrike Kleemeier: Der Krieg als Gegenstand philosophischen Denkens

Kommentare

von F. Dietrich, D. Meßelken, P. Stekeler-Weithofer und M. Wolf

Henning Tegtmeyer: Denken und Handeln. Nach dem Terror im Feuilleton

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Editorial

Die Welt, in der wir leben, ist nicht friedlich. Das Ende jenes vierzigjährigen bedrohlichen Friedens, den man den ‚Kalten Krieg‘ nannte, hat der Menschheit nicht wie erhofft ein Ende der Geschichte von Kriegen und politischer Gewalt gebracht. Im
Gegenteil. ‚Neue Kriege‘ (Herfried Münkler) destabilisieren weite Teile der Welt, alte Konflikte wie der zwischen Indien und Pakistan drohen zu eskalieren, da kein Gleichgewicht überlegener Mächte sie mehr in Schach hält. Hinzu kommt seit dem 11.9. 2001 ein sich beständig ausweitender ‚Kampf‘ bzw. ‚Krieg gegen den Terror‘. Das
kriegsmüde Europa steht vor der immensen Schwierigkeit, seine Position in dieser Welt(un)ordnung zu finden.

Was immer Philosophie in einer solchen weltpolitischen Lage zu leisten vermag, eines kann sie sicher nicht: die politischen Probleme lösen, welche diese Situation herbeigeführt haben. Doch sie kann uns zumindest helfen, sie überhaupt zu verstehen, indem sie versucht, verstehensnotwendige Grundbegriffe zu erhellen. Das ist die angestammte Aufgabe politischer Philosophie.

Nun zeigt sich, dass wir (noch) in einer Welt leben, in der zu einer gründlichen politischen Philosophie auch eine Philosophie des Krieges gehört. Eine solche Philosophie des Krieges wird allerdings über die Binsenweisheit hinausgehen müssen, dass Krieg ‚im Prinzip‘ ein Übel, ‚in der Praxis‘ aber manchmal unvermeidlich ist. Sie wird sich ferner nicht damit begnügen, Bedingungen zu formulieren, unter denen ein Krieg gerecht(fertigt) sein kann. Vielmehr wird sie versuchen, das Wesen des Krieges selbst in seiner Vielgestaltigkeit zu begreifen. Das jedenfalls fordert Ulrike Kleemeier. Sie plädiert für eine Philosophie des Krieges im Geist von Thukydides, Hobbes, Spinoza oder Clausewitz.

Georg Meggle geht im Interview dem Problem der richtigen Beurteilung politischer Gewalt, insbesondere politischen, auch staatlichen Terrors nach.

Eine ausführliche Leseprobe aus Carl von Clausewitz’ klassischer Theorie des Krieges und eine Rezension zu Jonathan Glovers philosophischer Geschichte der politischen
Menschheitsverbrechen im 20. Jahrhundert beleuchten auf je eigene Weise den Zusammenhang von Krieg, Politik und Moral. Dabei zeigt sich, dass sich das philosophische Nachdenken über den Krieg Moralblindheit ebenso wenig leistenkann wie ein naives Moralisieren.

Henning Tegtmeyer