Heft 19 (2012)

TugendCover Heft 19 (2012)

Inhalt

Interview

mit Anselm Müller: Die Moral korrekt deuten

Text

Martin Palauneck, Die Definition der Tugend bei Aristoteles

Kommentare
Johanna Lang: Über das Verhältnis von Eudaimonia und Erziehung
Johann Gudmundsson:Ist Aristoteles’ Definition der Tugend gehaltvoll?
Bruno Langmeier: Einige Bemerkungen zum Zusammenhang von Tugend und Glückseligkeit bei Aristoteles
Peter Heuer: Eine Lanze für die Mesoteslehre
Replik
Martin Palauneck: Eine Anleitung zum Glücklichsein
Leseprobe
Max Scheler: Zur Rehabilitierung der Tugend, ausgewählt und eingeleitet von Christian Kietzmann
Wilhelm Busch: Ach, ich fühl es!
 Zu guter letzt
Kolumne
Gunther Bachmann: Überlegungen zur Tugend
Rezension
Nikos Psarros zu: „Es ist sinnlos, gegen Nägel zu treten“, zu: Hans Albert, Joseph Ratzingers Rettung des Christentums – Beschränkungen des Vernunftgebrauchs im Dienste des Glaubens, Aschaffenburg 2008

Das Heft zum Download


Editorial

Seit geraumer Zeit ist in der moralphilosophischen Debatte Tugend wieder ein Thema. Die Wiederbesinnung auf dieses Konzept ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass zahlreiche ethische Problemesich mit Hilfe der beiden die Neuzeit dominierenden Ethiken, der Ethik Kants und der des Utilitarismus, nur unbefriedigend diskutieren lassen, zumal sie mitunter zu einander widersprechenden Auskünften gelangen. Fragt man z. B., ob Tyrannenmord  moralisch  erlaubt  sei, antwortet die Ethik Kants mit einem entschieden Nein. Sie kommt zu dieser Auskunft, da das Tötungsverbot, wie die Prüfung durch den Kategorischen Imperativ ergibt, ausnahmslose Geltung hat. Der Utilitarismus hingegen gelangt zu einem entschiedenen Ja. Er gibt  seine Antwort in  Folge eines Kalküls, nach dem die  Interessen  der unzähligen unter der Herrschaft leidenden Bürger mit denen des einen Tyrannen  ins  Verhältnis gesetzt und abgewogen werden. Beide Antworten befriedigen  nicht. Mit Blick  auf  das  Elend der Gemeinschaft  scheint uns das Neinzu rigide zu sein, hingegen, mit Blick auf die erforderliche Tötung eines Menschen, das Jazu leichtfertig. Von der Tugendethik erhofft man sich, dass sie hier ausgewogener zu antworten versteht.
Doch was sind Tugenden überhaupt, und ist es denn richtig, dass eine Ethik, die sie in Betracht zieht, in derart schwerwiegenden Fragen zu richtigeren Antworten gelangen kann? Dies zu  diskutieren, ist Aufgabe  des vorliegenden PHILOKLES, für den Martin Palauneck den Leitartikel verfasst hat. Er und seine Mitdiskutanten setzen sich in kontroverser Weise mit der Tugendethik des Aristoteles auseinander. VerwandtenFragen, insbesondere hinsichtlich der Aktualität  der  Tugendethik, widmet sich auch das Interview, für das wir mit Anselm Müller einen Philosophen gewinnen konnten, der wesentlich zur Entwicklung der gegenwärtigen Debatte um Tugenden beigetragen hat.
Die Leseprobe erinnert an eine wichtige Schrift MaxSchelers und damit an einen fast vergessenen Versuch, Tugendethik wiederzubeleben. Abgerundet wird das Heft durch eine  Kolumne von Gunther Bachmann, die sich mit Tugendhaftigkeit auseinandersetzt, insbesondere mit der Frage, ob sie zwangsläufig den Erfordernissen der Wirtschaft entgegenstehen muss, und durch die Rezension eines Buchs von Hans Albert, der aus Sicht des Kritischen Rationalismus versucht, die christliche Religion zu verwerfen. Sie kann als Auseinandersetzung mit der Tugend der Wahrhaftigkeit gelesen werden.

Peter Heuer

Heft 15 (2006)

Grundlagen der GerechtigkeitCover Heft 15 2006

Inhalt

Haupttext

Felix Ekardt: Grundlagen der Gerechtigkeit. Eine neue diskursrationale Konzeption

Kommentare

Olaf Miemiec: Gerechtigkeit bei Felix Ekardt. Eine Diskussionsbemerkung

Konrad Ott: Ein neuer Stern am Firmament?

Markus Wolf: Braucht die gerechte Grundordnung eine „transzendentale“ Begründung?

Replik

Leseprobe

Platon, Der Staat – ausgewählt und vorgestellt von Henning Tegtmeyer

Rezensionen

Die eigene Fremde. Zu: Rahel Jaeggi: Entfremdung, Arnd Pollmann

Entführung ins philosophische Abendland. Zu: Hartmut Sommer, Der philosophische Reiseführer, Peter Heuer

Das Heft zum Download


Editorial

Gerechtigkeit ist ein Zentralbegriff moralischen, rechtlichen und politischen Denkens. Was Moral oder Recht sind und worum es in der Politik geht, lässt sich nicht begreifen ohne eine Idee von Gerechtigkeit. Dass große Teile der heutigen Politik- und Sozialwissenschaften das anders sehen, ist bekannt, stärkt aber nicht die Überzeugungskraft ihrer Theorien. Ob sich die Idee der Gerechtigkeit aber sinnvoll in die Gestalt einer Gerechtigkeitstheorie bringen lässt, ist umstritten, nicht erst seit John Rawls‘ Theorie der Gerechtigkeit (1971). Nach welchen Kriterien ließe sich die Angemessenheit einer solchen Theorie überhaupt beurteilen? Genügen unsere Intuitionen, oder müssen sich diese ihrerseits im Licht der Theorie korrigieren lassen?

Rawls selbst wirft diese Fragen in seinem Werk auf, beantwortet sie aber nach Ansicht vieler Kritiker nicht befriedigend. In der deutschsprachigen Philosophie hat man daher lange Zeit eine andere Strategie der theoretischen Fundierung von Debatten über das Gerechte und das Ungerechte verfolgt. Man müsse sich, so hieß es hier, als Theoretiker gar nicht anmaßen, selbst zu bestimmen, worin Gerechtigkeit besteht. Man begnüge sich vielmehr damit, Bedingungen zu formulieren, denen solche Debatten genügen müssen, damit man sagen kann, dass ihre Ergebnisse akzeptabel sind. So reduziert man gewissermaßen die relativ komplexe Idee der Gerechtigkeit auf die relativ einfache Idee einer gerechten Debatte und lässt ansonsten den Diskurs für sich selbst sorgen. Das ist – stark vereinfacht – die Grundidee der Diskursethik, wie sie zunächst von Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas entwickelt und dann von zahlreichen Anhängern und Schülern aufgegriffen und gegen skeptische Einwände aller Art verteidigt wurde.

Mittlerweile ist es still um diese Theorie geworden. Selbst mancher frühere Anhänger hält sie mittlerweile für zu formal und strebt nach ’substantielleren‘ Gerechtigkeitstheorien, studiert also eher Rawls oder Marx als Apel oder Habermas. Felix Ekardt hingegen versucht hier, die Diskursethik durch eine Klärung ihrer Grundlagen zu revitalisieren und für neue Anwendungen in der Umwelt- und Nachhaltigkeitsethik zu öffnen. Ob ihm dies gelingt, wird im Heft kontrovers diskutiert.

Radikal anders als alle klassisch modernen Theorien der Gerechtigkeit setzt Platon in der Politeia an. Wie, das zeigt unsere Klassiker-Leseprobe,die schon allein um des Kontrastes willen in dieses Heft gehört.

Heft 14 (2005)

Zwischen Führerkult und Mängelwesen

Zur Aktualität Arnold Gehlens

Frank Kannetzky und Henning Tegtmeyer (Hg.)

 

Inhalt

Interview

Cover Heft 14 2005

„Ordnung ist kein Gefängnis“. Zu Leben und Werk Arnold Gehlens. Karl-Siegbert Rehberg im Gespräch mit PHILOKLES

 

Beiträge

Patrick Wöhrle: Handlung bei Arnold Gehlen – Schlüsselprinzip oder „Schlüsselattitüde“?

Frank Kannetzky: Person, Handlung und Institution. Arnold Gehlens Beitrag zu einer Theorie der Personalität

Christian Thies: Moral bei Gehlen. Anthropologische, zeitdiagnostische und ethische Überlegungen

Michael Hog: „Netzhaut-Optizismus“ und Entlastung – Ästhetische Aspekte der Anthropologie, anthropologische Aspekte der Ästhetik im Werk Arnold Gehlens

Wolfgang Luutz: Territorialität und Institutionalität. Zum Raum der Institutionen bei Arnold Gehlen

Das Heft zum Download


Vorwort

Dieses Heft des Philokles ist aus dem Symposium „Zwischen Führerkult und Mängelwesen. Zur Aktualität Arnold Gehlens“ hervorgegangen, welches anlässlich des 100. Geburtstags Gehlens vom Ethos e.V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Philosophie der Universität Leipzig ausgerichtet wurde.

Arnold Gehlen ist, wo sein Werk gegenwärtig nicht gänzlich ignoriert wird, umstritten wie kaum ein zweiter. Anlass dazu geben sowohl seine Biographie als auch sein Werk. Da sich Gehlen nicht scheute, zu politischen Zeitfragen Stellung zu nehmen, droht die philosophische Würdigung und Kritik seines Werkes und damit auch sein philosophisches Anliegen hinter der eher politisch motivierten Kritik zu verschwinden. Insbesondere aber seine Weigerung, sich der eigenen Nazi-Vergangenheit zu stellen, führte zur Isolation Gehlens. Dabei bleiben allerdings interessante und z.T. hochaktuelle Thesen und Forschungsansätze seiner Anthropologie und Institutionenlehre unbeachtet. Wir meinen, zu unrecht.

Neben der Benennung Gehlenscher Positionen und ihrer Überschneidungen mit Gedanken etwa aus dem Umfeld der Frankfurter Schule oder der Systemtheorie, wäre nach der Berechtigung sowohl der Ignoranz gegenüber Gehlen als auch der Kritik an ihm fragen, vor allem aber, welchen Gewinn uns die Beschäftigung mit Gehlens Werk heute bringen kann. Diesen Fragen gehen die Beiträge des neuen PHILOKLES nach.

Das Heft weicht diesmal vom üblichen Aufbau (Haupttext und Diskussion) ab, ein thematischer Fokus bleibt aber erhalten, und, wie wir meinen, genügend Kontroversen auch.

Frank Kannetzky und Henning Tegtmeyer