Heft 11 (2002/1)

Sport

Cover Heft 11 2002-2

Aus dem Inhalt

Interview

mit Wilhelm Schmid: „Man kann eine Philosophie haben, auch ohne Philosoph zu sein.“

Haupttext

Volker Caysa: Sportphilosophie als kritische Anthropologie des Körpers

Kommentare

von F. Bockrath, C. Pawlenka und V. Schürmann

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Editorial

„Was ist und zu welchem Ende betreibt man Sportphilosophie?“ Das ist, frei nach  Schiller, Thema dieser Ausgabe von PHILOKLES. Die Frage drängt sich auf. Denn beim ersten Hören klingt der Ausdruck ‚Philosophie des Sports‘ ähnlich abwegig wie ‚Philosophie des Backens‘ oder ähnlich anmaßend wie die sattsam bekannten Konzepte so genannter ‚Unternehmensphilosophie‘. Beim Sp

ort scheint es sich ja um eine maximal philosophieferne Praxis zu handeln. Aus Volker Caysas Sicht ist das auch tatsächlich so, allerdings zum Schaden des Sports. In der Sportpraxis ist, so Caysas Diagnose, noch immer weitgehend unbemerkt geblieben, welche Rolle der Sport in unserer heutigen Lebenswirklichkeit spielt, nämlich einzuführen in eine neue Körperkultur, die zunehmend auch außerhalb des Sports für unsere Identität und unsere Selbst- und Körperverhältnisse bestimmend wird. Eben das macht den Sport für die philosophische Anthropologie interessant.

Weil diese sportbedingten  kulturellen Veränderungen im Sport selbst jedoch nicht oder kaum bemerkt werden, trägt die Sportpraxis in vielerlei Hinsicht anachronistische Züge. Anachronismen werden greifbar in den vieldiskutierten und von der traditionellen Sportpraxis nicht lösbaren Dauerproblemen des heutigen Sports, allen voran den Problemen rund ums Doping. Die bestehende Sportpraxis scheint Doping einerseits geradezu zu erzwingen, andererseits aber ächten zu müssen. Solche Überlegungen lassen Sportphilosophie, insbesondere Sportethik, für den Sport selbst interessant werden.

Eine neue philosophische Disziplin wie die Philosophie des Sports wirft naturgemäß viele Fragen auf, z.B. nach Umfang und Inhalt des Sportbegriffs und nach dem genauen Ort philosophischer Reflexion und Kritik. Solcherlei Fragen werfen F. Bockrath, C.  Pawlenka und V. Schürmann in ihren kritischen Kommentaren auf.

Im Interview mit W. Schmid geht PHILOKLES dem Verhältnis von Sport und Lebenskunst nach,  während K. Schwarzwald in einer Rezension auf die extreme Sport- und Abenteuerpraxis Reinhold Messners aufmerksam macht, der für Caysa und Schmid Avantgardist einer neuen Lebens- und Körperkultur ist. Unsere Leseprobe führt uns auf den Spuren Pindars in die in hohem Maße vom Sport geprägte Kultur des antiken Griechenland, die neben dem Sport auch die Philosophie hervorgebracht hat.

Henning Tegtmeyer