Grundlagen der Gerechtigkeit
Inhalt
Haupttext
Felix Ekardt: Grundlagen der Gerechtigkeit. Eine neue diskursrationale Konzeption
Kommentare
Olaf Miemiec: Gerechtigkeit bei Felix Ekardt. Eine Diskussionsbemerkung
Konrad Ott: Ein neuer Stern am Firmament?
Markus Wolf: Braucht die gerechte Grundordnung eine „transzendentale“ Begründung?
Replik
Leseprobe
Platon, Der Staat – ausgewählt und vorgestellt von Henning Tegtmeyer
Rezensionen
Die eigene Fremde. Zu: Rahel Jaeggi: Entfremdung, Arnd Pollmann
Entführung ins philosophische Abendland. Zu: Hartmut Sommer, Der philosophische Reiseführer, Peter Heuer
Editorial
Gerechtigkeit ist ein Zentralbegriff moralischen, rechtlichen und politischen Denkens. Was Moral oder Recht sind und worum es in der Politik geht, lässt sich nicht begreifen ohne eine Idee von Gerechtigkeit. Dass große Teile der heutigen Politik- und Sozialwissenschaften das anders sehen, ist bekannt, stärkt aber nicht die Überzeugungskraft ihrer Theorien. Ob sich die Idee der Gerechtigkeit aber sinnvoll in die Gestalt einer Gerechtigkeitstheorie bringen lässt, ist umstritten, nicht erst seit John Rawls‘ Theorie der Gerechtigkeit (1971). Nach welchen Kriterien ließe sich die Angemessenheit einer solchen Theorie überhaupt beurteilen? Genügen unsere Intuitionen, oder müssen sich diese ihrerseits im Licht der Theorie korrigieren lassen?
Rawls selbst wirft diese Fragen in seinem Werk auf, beantwortet sie aber nach Ansicht vieler Kritiker nicht befriedigend. In der deutschsprachigen Philosophie hat man daher lange Zeit eine andere Strategie der theoretischen Fundierung von Debatten über das Gerechte und das Ungerechte verfolgt. Man müsse sich, so hieß es hier, als Theoretiker gar nicht anmaßen, selbst zu bestimmen, worin Gerechtigkeit besteht. Man begnüge sich vielmehr damit, Bedingungen zu formulieren, denen solche Debatten genügen müssen, damit man sagen kann, dass ihre Ergebnisse akzeptabel sind. So reduziert man gewissermaßen die relativ komplexe Idee der Gerechtigkeit auf die relativ einfache Idee einer gerechten Debatte und lässt ansonsten den Diskurs für sich selbst sorgen. Das ist – stark vereinfacht – die Grundidee der Diskursethik, wie sie zunächst von Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas entwickelt und dann von zahlreichen Anhängern und Schülern aufgegriffen und gegen skeptische Einwände aller Art verteidigt wurde.
Mittlerweile ist es still um diese Theorie geworden. Selbst mancher frühere Anhänger hält sie mittlerweile für zu formal und strebt nach ’substantielleren‘ Gerechtigkeitstheorien, studiert also eher Rawls oder Marx als Apel oder Habermas. Felix Ekardt hingegen versucht hier, die Diskursethik durch eine Klärung ihrer Grundlagen zu revitalisieren und für neue Anwendungen in der Umwelt- und Nachhaltigkeitsethik zu öffnen. Ob ihm dies gelingt, wird im Heft kontrovers diskutiert.
Radikal anders als alle klassisch modernen Theorien der Gerechtigkeit setzt Platon in der Politeia an. Wie, das zeigt unsere Klassiker-Leseprobe,die schon allein um des Kontrastes willen in dieses Heft gehört.