Heft 6 (2000/1)

Popularphilosophie

Editorial

Dem aufmerksamen Leser wird es schon beim ersten Durchblättern nicht entgangen sein: PHILOKLES präsentiert sich in neuer Form. Die Redaktion sucht mit dem 3. Jahrgang nach einem neuen gestalterischen und vor allem inhaltlichen Format, das seinem ‚alten‘ Anspruch, ein Forum populärer Philosophie zu sein, besser gerecht wird.

Das äußere Erscheinungsbild von PHILOKLES wird schlichter gehalten. Das scheint hinsichtlich der ‚Popularität‘ vielleicht etwas widersprüchlich, zumal in rastlosen Zeiten überschießender Bilderfluten. Doch setzt die Redaktion ganz bewusst auf eine schlichte äußere Form, in der Meinung, unser Blatt würde ohnehin nur in Momenten gelesen, in denen an lautem Entertainment weniger als an stiller Unterhaltung gelegen ist.

Echte Unterhaltung allerdings, auch stille, lebt von (nicht nur rationalem) Austausch. Deshalb bildet PHILOKLES künftig stets eine möglichst kontroverse Diskussion ab. Diese strukturiert auch dessen äußere Erscheinung in Basisartikel, Erwiderungen und Replik.

Auch im inhaltlichen Zuschnitt geht die Redaktion neue Wege. Denn populäre Philosophie kann nicht nur ein Potpourri geisteswissenschaftlicher Kuriositäten sein. Was aber sonst? Das führte die Redaktion auf den Gedanken, den konzeptuellen Neubeginn der Zeitschrift mit einer Diskussion über ihre geistigen Grundlagen beginnen zu lassen: Was ist und zu welchem Ende betreibt man heute ‚populäre Philosophie‘? Dass wir dabei gleichsam in ein Wespennest stießen, überraschte und bestätigte uns zugleich. In unserer ach so! aufgeklärten, säkularisierten und durchrationalisierten Gesellschaft gibt es offensichtlich ein vitales Bedürfnis, sich auch über Fragen zu verständigen, die jenseits akuter Alltagsprobleme situiert.

PHILOKLES möchte hier anknüpfen. Der Ansatz dafür wird nicht sogleich im Heute als vielmehr im Gestern gesucht. Wie auf- und anregend eine historische Spurensicherung und ihre Diskussion sein kann, kann in dieser Ausgabe dank Andreas Luckner und seiner Widerstreiter erfahren werden. Im Mittelpunkt des Disputs steht die aktuelle Wiederentdeckung eines ‚alten Leipzigers‘: Christian Thomasius und die Frage, inwieweit er einer heutigen Popularphilosophie noch Pate stehen kann.

Die Beiträge dazu sind so unterschiedlich wie ihre Autoren; nicht immer wird der des Philosophenjargons Ungewohnte sich wirklich unterhalten können. Doch betrachte man die Zeitschrift auch als zweifache Übung. Für den der Hektik des Alltags für eine Stunde entronnenen philosophischen Laien, auf dass er wieder lerne, sich mit wirklich grundlegenden Fragen systematisch zu befassen. Für den Fachphilosophen, auf dass er wieder lerne, verständig zu sprechen -auch zu anderen als seinesgleichen.

Marko Demantowsky

Aus dem Inhalt

Interview
mit Jürgen Engfer: „Unser Begriff von Philosophie hat sich verengt.“

Haupttext
Andreas Luckner: Christian Thomasius und die praktische Aufgabe der Philosophie

Kolumne
Jan Kuhlbrodt: Skandal und Volksherrschaft

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