Philokles 26 (2022): Populismus
Unter Populismus wird für gewöhnlich die Behauptung verstanden, dass das Volk von Mächtigen und Eliten getäuscht, ausgenutzt oder unterdrückt wird und dass es geboten sei, den wahren Willen des Volkes gegen diese Mächtigen zur Geltung zu bringen. Diese Behauptung kann zum einen ein Mittel der Rhetorik sein, das zur Mobilisierung und Lenkung von Gruppen eingesetzt wird, aber sie kann auch mit dem aufrichtigen Anspruch einer Analyse politischer Verhältnisse auftreten. Beide Erscheinungsformen des Populismus und ihre Wirkmächtigkeit in der politischen Gegenwart will der Philokles in einem Themenheft in den Blick nehmen.
Wir freuen uns nicht nur über Abstracts zu systematischen und ethischen Fragen, sondern auch zur Beziehung zwischen Populismus und Philosophie sowie zu ideengeschichtlichen Fragen, die die Wurzeln des Populismus betreffen. Einige Beispiele für Themen sind:
- Was ist Populismus? Welche Formen des Populismus kann es in einer Analyse politischer Verhältnisse überhaupt geben? Und kann eine solche Analyse jemals zutreffen?
- Ist der Populismus auf eine Essentialisierung des unterdrückten „Volkes“ (als Nation, Ethnie, Rasse, ökonomische Klasse, Prekariat oder Multitude) und damit womöglich auch auf eine anti-emanzipatorische Haltung festgelegt?
- Nimmt der Populismus bloß eine strategische Vereinfachung vor, die im Lichte ihrer Ziele gerechtfertigt sein kann?
- Mit welcher Haltung sollten diejenigen, die an der populistischen Erzählung zweifeln, denen begegnen, die diese Erzählung glauben oder demagogisch verwenden?
- Setzt der Populismus eine bestimmte Form politischer Herrschaft – etwa die Demokratie – oder bestimmte Formen der Kommunikation – etwa moderne Massenmedien – voraus, oder kann er prinzipiell auch in anderen politischen Systemen auftreten?
- Ist die Philosophie eine natürliche Feindin des Populismus, weil sie Unterscheidungen trifft, statt zu vereinfachen, weil sie dialektisch denkt statt in Oppositionen? Oder besitzt sie aufgrund ihrer Neigung zur Abstraktion eine natürliche Affinität zum Populismus?
- Woher kommt es, dass mit Caroline Sommerfeld, Martin Sellner und Marc Jongen wichtige Protagonist/innen der Neuen Rechten Philosoph/innen sind? Gibt es eine bestimmte Art des Philosophierens, die besonders gut zur populistischen Erzählung passt?
Als eine Zeitschrift für populäre Philosophie legen wir Wert auf eine allgemein zugängliche Sprache und Darstellung. Beiträge sollten für ein philosophisch interessiertes, mit der akademischen Philosophie aber eher unvertrautes Publikum gut lesbar und verständlich sein. Deswegen können wir Beiträge zu hochakademischen Spezialdiskursen leider nicht annehmen. Sofern Sie auf voraussetzungsreiche Diskurse referieren, sollten diese auf konzise und leicht nachvollziehbare Weise eingeführt werden. Fachjargon ist, soweit möglich, zu vermeiden oder sollte allgemein verständlich erklärt werden.
Abstracts in der Länge von 500 bis 800 Wörtern sind bis zum 15.01.2021 an die Redaktion (philoklesonline@gmail.com) zu senden. Sollte Ihr Vorschlag angenommen werden, erbitten wir Ihre Beiträge bis spätestens zum 15.10.2021. Die fertigen Aufsätze sollen einen Umfang von 6000 bis 9500 Wörtern haben.